Die Anfänge der Besiedlung: Die Geheimnisse des altisraelitischen Izbet Sartah enthüllt
Teil zwei einer dreiteiligen Serie, die die Zuverlässigkeit der Bibel anhand archäologischer Funde untersucht

Die archäologische Stätte von Izbet Sartah, auch bekannt als „Eben-Eser“, ist eine von Hunderten frühisraelischen Siedlungsstätten, die über das zentrale Hügelland Israels verstreut sind. Obwohl klein und relativ unbekannt, bietet diese Stätte einen seltenen Einblick in die in der Bibel beschriebene Siedlungszeit nach der Eroberung Kanaans durch die Israeliten unter Josua.
Im ersten Teil dieser dreiteiligen Serie über die Zuverlässigkeit der biblischen Schriften haben wir die Stätte Eben-Eser untersucht – ihren historischen Hintergrund und wie ihre Geografie mit der Erzählung übereinstimmt, die wir im 1. Buch Samuel lesen.
Damit ist die Grundlage für Teil 2 geschaffen, in dem wir Izbet Sartah erkunden und untersuchen werden, wie Archäologie und Hinweise aus der Vergangenheit – darunter materielle Kultur, Ernährung und Sprache – überzeugende Beweise liefern, die mit den biblischen Berichten über die Ursprünge Israels übereinstimmen.
Izbet Sartah ist eine einschichtige Stätte, deren Überreste alle aus der frühen Eisenzeit stammen – einer Zeit, die mit der israelitischen Besiedlung des zentralen Gebirgskamms ab dem späten 13. Jahrhundert v. Chr. zusammenfällt. Diese Epoche folgte auf die späte Bronzezeit, eine Zeit, die durch große, befestigte Städte in den Tälern wie Hazor, Lachisch und Megiddo gekennzeichnet war. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. zeigten diese Städte Anzeichen von Bevölkerungsrückgang und Verfall. Mit dem Ende der späten Bronzezeit entstanden in der Region neue Kulturen, darunter die Israeliten und Philister, was den Beginn der Eisenzeit im alten Israel markierte.
Was die Ruinen offenbaren
Die wichtigsten Funde in Izbet Sartah sind etwa ein Dutzend „Vierzimmerhäuser“, ein typischer Baustil, der an israelitischen Siedlungsstätten zu finden ist. Diese Strukturen bestehen aus einem quadratischen Haus, das in vier längliche Räume unterteilt ist – drei parallele Längsräume und einen Querraum. Zusätzlich wurden Dutzende kleiner Gruben mit einem Durchmesser von etwa einem Meter entdeckt. Da ihnen die erwartete Verputzschicht fehlt, handelt es sich hierbei nicht um Wasserzisternen. Archäologen glauben, dass diese Gruben Silos waren, in denen im Frühjahr geernteter Weizen und Gerste gelagert und das ganze Jahr über aufbewahrt wurden.
Das Dorf hatte keine öffentlichen Gebäude oder Befestigungsanlagen, was wie andere Fundstätten aus dieser Zeit darauf hindeutet, dass es sich um eine Stammes- oder Familiensiedlung handelte. Die Bewohner hatten keinen König oder eine zentralisierte Verwaltung, und es gab keine Hinweise auf eine Regierungshierarchie oder kollektive wirtschaftliche Aktivitäten. Die biblische Geschichte von Gideon, der Weizen in einer Weinpresse drischt (Richter 6,11), ist symbolisch für das Leben in diesen kleinen Dörfern.
Wer waren die Siedler?
Der Bibel zufolge handelte es sich bei diesen Siedlern um die Stämme Israels, die nach ihrer Wanderung durch die Wüste aus Ägypten kamen. Allerdings sind sich die Wissenschaftler darüber nicht einig. Einige argumentieren, dass es sich um Kanaaniter handelte, die aus den Tälern in die Hügel wanderten, während andere sie als eine neue ethnische Gruppe betrachten, die aus dem Osten einwanderte.
Trotz dieser Debatten sind sich alle Forscher einig, dass diese Siedler die Vorfahren der Israeliten waren, die später die Königreiche Israel und Juda gründeten. Der Hauptstreitpunkt dreht sich um ihre Herkunft und ethnische Identität.
Hinweise aus der Vergangenheit: Materielle Kultur, Ernährung und Sprache
Archäologen untersuchen verschiedene Aspekte, um die Identität der Siedler zu bestimmen:
Materielle Kultur: Die Siedlungsstätten weisen im Vergleich zu den hoch entwickelten kanaanitischen Städten der späten Bronzezeit eine viel einfachere Kultur auf, was auf die Ankunft eines anderen Volkes hindeutet. Professor Israel Finkelstein argumentiert jedoch, dass diese Siedler keine Außenstehenden waren, sondern lokale Kanaaniter, die aufgrund einer anhaltenden Wirtschafts- und Klimakrise ihre Siedlungsmuster änderten und aus den großen Städten in den Tälern in kleine Bergdörfer zogen.
Tierknochen: In philistinischen Siedlungen aus dem 12. Jahrhundert v. Chr. sowie in früheren kanaanitischen Stätten sind Schweineknochen häufig zu finden. Im Gegensatz dazu wurden in den neuen israelitischen Siedlungen in den Hügeln fast keine Schweineknochen gefunden, was sie sowohl von den Philistern als auch von den älteren kanaanitischen Bewohnern unterscheidet.
Sprache: Schriftliche Artefakte aus der Siedlungszeit sind selten, aber in Izbet Sartah wurde ein einzigartiges Ostrakon (beschriftete Tonscherbe) gefunden. Er enthält eines der frühesten Beispiele für Schrift aus dieser Kultur, wobei proto-kanaanitische Buchstaben verwendet wurden. Da Wissenschaftler davon ausgehen, dass hier Israeliten lebten, nehmen sie an, dass der Schreiber ein Israelit war, der Hebräisch sprach.
Soziologische Theorien: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verwendeten deutsche Wissenschaftler wie Albrecht Alt soziologische Modelle, die auf Studien nomadischer Gesellschaften in Afrika basierten, um eine „friedliche Infiltration” semitischer Völker aus dem Osten des Jordans anzunehmen, anstatt einer schnellen Eroberung, wie sie im Buch Josua beschrieben wird. Später schlug der amerikanische Wissenschaftler George Mendenhall vor, dass sich die israelitische Identität und der Monotheismus unter Nomadenstämmen im Sinai entwickelt hätten, wobei die Bibel als nationaler Mythos diente.
Offene Fragen
Beim Vergleich archäologischer und epigraphischer Beweise stellen sich mehrere Fragen:
Wenn die minimalistischen Wissenschaftler Recht haben, dass die frühen Israeliten ethnisch Kanaaniter waren, warum taucht dann plötzlich eine neue Gruppe namens „Israel” in den historischen Aufzeichnungen auf? Woher kommt der Name, da er nicht kanaanitisch ist? Die wichtigste Stadt in den zentralen Hügeln am Ende der späten Bronzezeit war Sichem – warum nannten sich die neuen Menschen nicht nach dieser Stadt, sondern nahmen den neuen Namen „Israel” an? Selbst Finkelstein, der sich selbst als Minimalist betrachtet, wirft diese Frage auf, ohne eine zufriedenstellende Antwort zu geben.
Wie konnten deutsche Wissenschaftler zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihre soziologischen Theorien entwickeln, obwohl in den Hügelgebieten Israels nur sehr wenige archäologische Forschungen durchgeführt worden waren? Viele Entdeckungen wurden erst nach dem Sechstagekrieg 1967 gemacht, was die wissenschaftlichen Ansichten grundlegend veränderte. Der Archäologe Adam Zertal, der an der Nachkriegsuntersuchung von Samaria beteiligt war, beschrieb in seinem Buch „A Nation Born“ die überraschende Entdeckung von Hunderten neuer Siedlungen, die im 12. Jahrhundert v. Chr. plötzlich auftauchten. Zertal argumentierte, dass die schiere Anzahl der Dörfer nicht mit der Vorstellung einer langsamen Infiltration oder allmählichen Entwicklung aus der kanaanitischen Bevölkerung vereinbar sei. Stattdessen stützen die Beweise die Entstehung eines neuen Volkes, das sich rasch in der Hügellandschaft niederließ. Zertal, ein atheistischer Kibbuznik, kam aufgrund seiner Forschungen zu dem Schluss, dass die biblische Erzählung historisch wahr ist.
Ein Bevölkerungsboom und der Aufstieg Israels
Nach dem Sechstagekrieg ergab eine umfassende Untersuchung Samariens ein neues Verständnis der Archäologie der Region. Am Ende der späten Bronzezeit gab es entlang des zentralen Gebirgskamms von Beer Sheva bis zum Jesreel-Tal nur 35 bis 40 Siedlungen. Ab dem 12. Jahrhundert v. Chr. entstanden fast über Nacht etwa 250 neue, kleine, unbefestigte Siedlungen – eine Versechs- bis Versiebenfachung der Bevölkerung innerhalb weniger Jahre.
Izbet Sartah ist typisch für diese neuen Siedlungen, in denen wahrscheinlich nur wenige Dutzend Menschen lebten. Sie war vom 12. bis zum 10. Jahrhundert v. Chr. bewohnt. Ihre Aufgabe Ende des 10. Jahrhunderts bedeutete keinen Bevölkerungsrückgang, sondern dass kleine Siedlungen wie Izbet Sartah mit der Entwicklung der Städte in Israel und Juda an Bedeutung verloren.
Die biblische Geschichte in den archäologischen Funden
Wenn man alle Beweise berücksichtigt, stimmen sie weitgehend mit der biblischen Erzählung überein: Die Israeliten kommen nach ihrer Wanderung durch die Wüste an, erobern Kanaan von Osten her und lassen sich zunächst in kleinen Dörfern wie Izbet Sartah nieder. Mit der Zeit übernehmen sie die Kontrolle über die kanaanitischen Städte in den Hügeln – Sichem, Bethel, Silo, Hebron – und kämpfen gegen die kanaanitischen Völker in den Tälern, bis die Kanaaniter nach mehreren Jahrhunderten vollständig verschwinden.
Warum sollte man der Bibel nicht glauben?
Wenn so viele archäologische Funde die biblische Erzählung stützen, warum bestehen dann einige Wissenschaftler auf alternativen Erklärungen? Warum gibt es ein solches Bestreben, die biblische Darstellung in Frage zu stellen, obwohl so viele Funde mit ihr übereinstimmen? Diese Frage muss sich jeder Archäologe stellen, der in Israel Ausgrabungen durchführt.
Im dritten und letzten Teil dieser Serie werden wir die Zuverlässigkeit der biblischen Schriften weiter untersuchen, indem wir die Ausgrabungsstätte Izbet Sartah näher betrachten.

Ran Silberman ist ein zertifizierter Reiseleiter in Israel, der viele Jahre in der israelischen Hi-Tech-Industrie gearbeitet hat. Er liebt es, Besucher zu führen, die an den Gott Israels glauben und seinen Spuren im Land der Bibel folgen wollen. Ran liebt es auch, über die israelische Natur zu unterrichten, von der in der Bibel die Rede ist.