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Arabische Liga bricht mit der Hamas: Eine neue Ära der Nahost-Politik

Der jordanische Außenminister Ayman Safadi leitet eine außerordentliche Sitzung der Außenminister der Arabischen Liga am Tag vor der 51. Sitzung des Rates der Außenminister der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) in Istanbul, Türkei, am 20. Juni 2025. (Foto: REUTERS/Dilara Senkaya)

Die gemeinsame Erklärung der Arabischen Liga, in der erstmals ausdrücklich der Angriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 verurteilt und die Entwaffnung der Gruppe sowie die Beendigung ihrer Herrschaft im Gazastreifen gefordert wird, ist weit mehr als eine diplomatische Fußnote. Sie stellt eine tektonische Verschiebung in den Beziehungen der arabischen Welt zur palästinensischen Sache und zu Israel dar. Nach Jahrzehnten der offenen Unterstützung oder des strategischen Schweigens hat sich die Mehrheit der arabischen Staaten nun entschlossen von der bewaffneten Fraktion der palästinensischen Nationalbewegung abgewandt. Dies ist nicht nur eine Änderung der Rhetorik, sondern eine strategische Neuausrichtung, die die politische Landschaft des Nahen Ostens grundlegend verändern könnte.

Dieser dramatische Kurswechsel hat mehrere wichtige Ursachen, darunter vor allem das erneute, wenn auch fragile Streben nach einer Zwei-Staaten-Lösung. Jahrelang waren die Kontrolle der Hamas über den Gazastreifen und ihre Charta, in der die Zerstörung Israels gefordert wird, ein Haupthindernis für jeden sinnvollen Friedensprozess. Nun macht die Arabische Liga deutlich: Ein lebensfähiger palästinensischer Staat kann nur mit einer einzigen, einheitlichen Regierung unter der Palästinensischen Autonomiebehörde existieren. Die Botschaft ist unmissverständlich: Die fortgesetzte Herrschaft und die militärischen Fähigkeiten der Hamas werden nicht als eine Form des Widerstands angesehen, sondern als existenzielle Bedrohung für die Idee einer souveränen palästinensischen Nation. Die Arabische Liga hat sich im Wesentlichen für den Weg der politischen Staatlichkeit statt des bewaffneten Kampfes entschieden und damit eine tiefgreifende strategische Entscheidung getroffen.

Die öffentliche Verurteilung des Angriffs vom 7. Oktober ist ein Wendepunkt. Während viele arabische Staaten zunächst vorsichtig formulierte Erklärungen abgaben, haben das Ausmaß der Brutalität und der darauffolgende katastrophale Krieg in Gaza die Lage verändert. Die Erklärung der Arabischen Liga ist ein Eingeständnis, dass der Angriff ein strategischer Fehlschlag war, der die palästinensische Sache nicht nur nicht vorangebracht, sondern sogar aktiv zurückgeworfen hat. Diese öffentliche Ablehnung der Handlungen der Hamas stellt einen Bruch mit einer langjährigen ungeschriebenen Regel in der arabischen Politik dar: dass der palästinensische Widerstand, unabhängig von seinen Methoden, nicht offen kritisiert werden darf. Dieser Schritt deutet darauf hin, dass die arabischen Staaten nun der regionalen Stabilität und ihren eigenen nationalen Interessen Vorrang vor der ideologischen Solidarität mit einer militanten Gruppe einräumen.

Diese Neuausrichtung ist auch eng mit dem allgemeinen Trend zur Normalisierung der Beziehungen zu Israel verbunden. Die Abraham-Abkommen haben gezeigt, dass wichtige arabische Staaten bereit sind, diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen zu Israel aufzubauen, oft in dem Bestreben, dem Einfluss des Iran entgegenzuwirken und die regionale Stabilität zu fördern. Der Angriff vom 7. Oktober hat diesen Prozess abrupt zum Stillstand gebracht. Mit der Forderung nach der Entwaffnung der Hamas und dem Ende ihrer Herrschaft beseitigt die Arabische Liga effektiv eines der letzten großen Hindernisse für künftige Normalisierungsbemühungen. Dieser Schritt signalisiert den gemeinsamen Wunsch, auf den Weg der regionalen Integration und Zusammenarbeit zurückzukehren, den viele einflussreiche arabische Nationen für ihre langfristige Sicherheit und ihren Wohlstand als unerlässlich ansehen.

Die katastrophale humanitäre Krise in Gaza hat auch einen enormen Druck auf die arabischen Regierungen ausgeübt, zu handeln. Der durch den Angriff der Hamas ausgelöste Krieg hat zu weit verbreitetem Leid, Vertreibung und einer humanitären Krise geführt. Die Erklärung der Arabischen Liga verurteilt zwar auch das Vorgehen Israels, konzentriert sich jedoch auf die Rolle der Hamas bei der Aufrechterhaltung des Konflikts. Die Forderung an die Hamas, die Macht abzugeben, wird als notwendiger Schritt zur Beendigung des Krieges und zur Ermöglichung einer umfassenden humanitären Hilfe, des Wiederaufbaus und eines Weges zu einer stabileren Zukunft für die Bevölkerung Gazas dargestellt. Diese Betonung der humanitären Notwendigkeit spiegelt die tiefe Besorgnis der gesamten arabischen Welt über das immense Leid in Gaza und den Wunsch nach einem Ausweg aus der aktuellen Krise wider.

Schließlich übt die gemeinsame Erklärung erheblichen Druck auf Länder aus, die die Hamas historisch unterstützt haben, insbesondere Katar und die Türkei. Diese Nationen, die oft als Vermittler fungierten, sind nun Teil einer gemeinsamen arabischen Position, die sich direkt gegen die fortgesetzte Herrschaft und den bewaffneten Status der Hamas stellt. Diese neue Ausrichtung könnte diese Länder dazu zwingen, ihren Einfluss geltend zu machen, um die Hamas zur Annahme der Bedingungen der Erklärung zu bewegen, da sie sonst Gefahr laufen, aus dem breiteren arabischen Konsens herauszufallen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kehrtwende der Arabischen Liga gegenüber der Hamas eine vielschichtige Entwicklung ist, die von einer pragmatischen Neubewertung der Vergangenheit getrieben ist. Sie wurzelt in dem Wunsch, die Zwei-Staaten-Lösung zu retten, in der Erkenntnis der zerstörerischen Folgen des Angriffs vom 7. Oktober, in dem Streben nach regionaler Stabilität und Normalisierung der Beziehungen zu Israel sowie in der tiefen Besorgnis über die humanitäre Krise im Gazastreifen. Diese historische Wende stellt einen möglichen Wendepunkt im israelisch-palästinensischen Konflikt dar, der die politische Landschaft des Nahen Ostens grundlegend verändern könnte.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf ALL ARAB NEWS und wird mit Genehmigung wiederveröffentlicht.

Haisam Hassanein ist Experte für Außenpolitik mit Schwerpunkt auf Nahost-Angelegenheiten und den Beziehungen zwischen den USA und den arabischen Staaten.

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